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September 2021 Der Biogas-Lobbyist"Vom Hause her kommt er – Hühner, Schweine, Kühe melken … Ich komme eher aus dem Völkerrecht." Mit dieser flapsigen Bemerkung meinte Annalena Baerbock, die grüne Hoffnung für das Bundeskanzleramt, ihren Co-Vorsitzenden Robert Habeck und mit ihm alle jene, die mit ihrer Arbeit in der Landwirtschaft dafür beitragen, dass wir jeden Tag etwas auf dem Teller haben, abqualifizieren zu dürfen.Mit dem "Kühe melken" vertraut ist auch Dr. phil. Andreas Lenz, der aus einer Frauenneuhartinger Bauernfamilie stammende Bundestagsabgeordnete des Wahlkreises 213 Erding-Ebersberg, der nunmehr zum 3. Mal von der CSU als Wahlkreiskandidat für die Wahl zum nächsten Deutschen Bundestag am 26. September nominiert wurde. Nach einer Ausbildung zum Bankkaufmann bei der Raiffeisen-Volksbank Grafing-Ebersberg eG und einem Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Fachhochschule Rosenheim wurde er 2012 von der Universität München promoviert. In der CSU ist die Titelgläubigkeit besonders ausgeprägt, denn in keiner anderen Partei gibt es einen höheren Anteil promovierter Mandatsträger im Bundestag. Auch Andreas Lenz war der Doktortitel für seine politische Karriere, die ihn über die Junge Union und den CSU-Ortsvorsitz in Frauenneuharting bis zur Mitgliedschaft im Ebersberger Kreistag und den stv. Vorsitz der Kreis-CSU führte, durchaus förderlich. Denn mit nur 31 Jahren wurde er erstmals zum CSU-Wahlkreiskandidaten für den Bundestag nominiert, in den er 2013 zum ersten Mal einzog. Jedoch ist die Dissertation von Andreas Lenz nicht frei von Kritik. Denn sie leidet an einem ähnlichen Mangel wie die Arbeit der inzwischen wegen Plagiaten ihres Doktortitels verlustig gegangenen und zurückgetretenen Bundesfamilienministerin Franziska Giffey. Beide sind Fachhochschulabsolventen und schrieben ihre Dissertation über ein Thema, mit dem sie schon eine ganze Weile davor beschäftigt waren. Eine Arbeit über die eigene Tätigkeit und eine Befragung von Beteiligten ist aber wissenschaftlich ein fragwürdiges Unterfangen, da es an der gebotenen wissenschaftlichen Distanz fehlt. Wenn dann Andreas Lenz seine aufgestellte Theorie auch noch an einer nicht repräsentativen und zu kleinen Kontrollgruppe überprüft haben will, dann sind elementare Grundsätze wissenschaftlichen Arbeitens verletzt. Immerhin traf Andreas Lenz bisher nicht der Vorwurf des Plagiats – sei es, weil er, wie er selbst behauptet, alles korrekt zitiert hat, oder weil er bundespolitisch noch zu unbedeutend ist, als dass "interessierte Kreise" Geld in die aufwändige Recherche eines "Plagiatsjäger" investieren wollten. Die inzwischen in vielen Parteien typische Karriere vom "Kreißsaal über den Hörsaal zum Plenarsaal" führt fast zwangsläufig zu einer Entfremdung von der Lebenswirklichkeit vieler Wähler. Und am Rande des Landkreises, in der idyllischen Abgeschiedenheit Jakobneuhartings, fokussiert sich die Aufmerksamkeit doch sehr auf die bäuerliche Lebenswelt und deren Probleme, obwohl nur noch etwa 1% der Menschen in der Landwirtschaft tätig sind. Zwei Drittel der Wähler des Landkreises Ebersberg und immerhin noch jeder Zweite im Landkreis Erding lebt in einer Großgemeinde mit mehr als 10.000 Einwohnern und hat ganz andere Probleme. Eine Auswertung der regionalen Lokalberichterstattung zeigte, dass der CSU-Wahlkreiskandidat Dr. Andreas Lenz im Landkreis Erding bei weitem präsenter war und ist, obwohl der Landkreis Ebersberg etwas mehr Einwohner hat als der Landkreis Erding. Gerne befasste er sich mit landwirtschaftlichen Themen, traf sich mit Bauern und deren Vertretern, besuchte entsprechende Veranstaltungen auch weit außerhalb der Wahlkreisgrenzen, gerne auch solche von Interessenvertretern wie dem Fachverband Biogas e.V. Die öffentliche Akzeptanz der Biogasgewinnung durch Maisvergärung ist aufgrund des hohen Flächenverbrauchs und der "Vermaisung" der Landschaft stark gesunken. Kritik kommt selbst aus der Landwirtschaft, der Flächen für den Anbau von Futter- und Nahrungsmitteln fehlen, weil die Pachtkosten durch die 87 Biogasanlagen im Landkreis Erding und 29 Anlagen im Landkreis Ebersberg in die Höhe getrieben wurden. Strom aus Biogasanlagen ist nicht nur der teuerste regenerative Strom. Die Stromgewinnung aus Photovoltaik ist zudem bei gleicher Fläche etwa 250fach ertragreicher, da die pflanzliche Photosynthese das Sonnenlicht nur sehr ineffizient nutzt. Der Sachverständigenrat für Umweltfragen, deren Mitglieder von der Bundesregierung ernannt werden, stellte schon 2015 in dem Sondergutachten "Stickstoff: Lösungsstrategien für ein drängendes Umweltproblem" fest, dass die Biogaserzeugung das bestehende Stickstoffproblem in der landwirtschaftlichen Produktion verschärft und der Artenschwund befördert wird. Er begrüßte daher grundsätzlich, dass die EEG-Novellen 2012 und 2014 den Ausbau der Biomasse bremsten. In der Fachwelt besteht eine breite Ablehnung des Ausbaus der Biogasproduktion durch Maisvergärung, die wegen des Einsatzes von Energie für den Anbau und die Ernte des Maises bereits prinzipbedingt mehr CO2 emittiert als einspart. Das Umweltbundesamt bezifferte 2019 in der Studie "Biogasanlagen Sicherheitstechnische Aspekte und Umweltauswirkungen" zudem den "Methanschlupf" aus Biogasanlagen auf jährlich etwa 300.000 t Methan, was etwa 0,8 % der jährlichen Treibhausgasemissionen Deutschlands entspricht. Zum Vergleich: der gesamte innerdeutsche Luftverkehr hat einen Anteil von nur 0,3 % an den gesamten deutschen CO2-Emissionen. Das Umweltbundesamt kommt daher zu dem Schluss: "Damit können Biogasanlagen in der Gesamtbetrachtung sogar eine negative Klimabilanz aufweisen, d. h. mehr Emissionen an klimaschädlichen Gasen verursachen als einsparen, was mit dem Sinn ihrer Förderung über das EEG, Treibhausgasemissionen zu reduzieren, unvereinbar ist." Umso mehr überrascht es, dass sich Andreas Lenz, der Vorsitzende des Parlamentarischen Beirates für Nachhaltige Entwicklung, so sehr für den Ausbau von Biogasanlagen einsetzt und behauptet, Biogasanlagen seien für die Energiewende unverzichtbar und die Energiegewinnung aus Biomasse sei der "Champagner der erneuerbaren Energien". Das Umweltbundesamt sieht das in einem Review anders: "Zusammenfassend bedeutet dies, dass der Erfolg der Energiewende nicht an den Ausbau der Bioenergie gebunden ist." Überrascht es daher, dass sich Andreas Lenz gerne mit Biogasbauern im Landkreis Erding trifft und sich bei den Wählern im Landkreis Ebersberg rar macht? Aber wer vertritt dann deren Interessen im nächsten Bundestag? Dieser Artikel ist eine fortgeschriebene Fassung der in der Zeitschrift "Der Oberbayer", Heft September 2021, erschienenen Erstversion. Artikel mit lokalem Bezug aus dieser Zeitschrift werden mit ein paar Wochen Verzögerung an dieser Stelle abgedruckt. Den Beitrag in der aktuellen Ausgabe finden Sie auf der Seite http://www.kirchseeon-intern.de/der-oberbayer.htm
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