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August 2016 Vom Wasser – Teil 3: Anfänge der zentralen Wasserversorgungen in KirchseeonDie ersten Siedlungen im Raum Kirchseeon entstanden an Fließgewässern (Forstseeon, Kirchseeon-Dorf, Pötting) und an Seen (Kirchseeon-Dorf) oder kleinen Weihern, in denen sich das Regenwasser ansammelte (Eglharting, Ilching, Riedering, Buch), da im Bereich der Endmoränen der Grundwasserspiegel in rund 30 m Tiefe liegt und der Bau von Brunnen dementsprechend sehr aufwändig war.Mit zunehmender Bevölkerungsanzahl in der Neuzeit stieg der Wasserbedarf und es entstanden erste zentrale Wasserversorgungen mit kleinen Leitungsnetzen. Um 1890 ist auf dem Schwellenwerksgelände ein 30 m tiefer und 4 m breiter Brunnenschacht nachgewiesen; ein Wasserleitungsnetz, an dem auch private Gebäude außerhalb des Schwellenwerks angeschlossen waren, entstand in den darauffolgenden Jahren. Dem Leitungsnetz konnte über Unterflurhydranten auch Löschwasser entnommen werden. Mit dem Bau des 27 m hohen Wasserturms ("Roter Turm") auf dem Schwellenwerksgelände im Jahr 1902/1903 konnte die Versorgungsqualität erheblich verbessert werden. Über den Bau des zweiteiligen Stahlbeton-Hochbehälters mit 150 Kubikmeter Inhalt auf acht Stahlbetonsäulen, einer damals neuartigen Bauweise, berichtete 1903 sogar die Deutsche Bauzeitung. Dieser Hochbehälter diente bis in die 1950er Jahre zur Wasserversorgung in Kirchseeon Bahnhof. 1893 baute die Gemeinde Zorneding eine 7,5 km lange Fernwasserleitung von den Quellen oberhalb Moosach über Reit, Deinhofen und Ilching bis nach Zorneding. Die damalige Gemeinde Eglharting schloss mit Zorneding einen 50-jährigen Nutzungsvertrag zum Anschluss an diese Fernwasserleitung und baute in Ilching einen Abzweig nach Eglharting und Riedering. Die einzige Pumpe befand sich in Moosach, wo die Energie eines Teils des Quellwassers genutzt wurde, um das Leitungswasser nach Reit hoch zu pumpen, von wo es dann im freien Gefälle in gusseisernen Rohren, die wohl bis zum heutigen Tage noch in 1,50 m Tiefe liegen dürften, bis nach Zorneding floss. Die begrenzte Liefermenge und der geringe Druck sorgten von Anfang an für Streitigkeiten zwischen den Anschlussnehmern. Bei Ende der Vertragslaufzeit bohrten die Eglhartinger zur Zeit der amerikanischen Militärregierung im Jahr 1946 einen eigenen, 40 m tiefen Brunnen am Gartenberg. Die Gemeinde Kirchseeon schenkte den Eglhartingern das bestehende Wasserleitungsnetz in Eglharting nebst Hochbehälter am Gartenberg, damit diese 1951 eine von der Gemeinde unabhängige Wasserversorgung als sog. Wasser- und Bodenverband gründen konnten. 1956 wurde dann Neukirch an den Wasserbeschaffungsverband Eglharting angeschlossen. Lediglich Ilching bezog weiter Wasser aus der Fernwasserleitung Moosach-Zorneding, bevor es 1974 an das Leitungsnetz des Wasserbeschaffungsverbands Eglharting angeschlossen wurde. Den längsten Weg zu einer zentralen Wasserversorgung hatten die Bucher. Im Jahr 1906 schrieb das Bezirksamt (Landratsamt) an das Innenministerium: "..von den bei den Anwesen vorhandenen 15 Brunnen liefern nur 5 ständig Wasser; trocknen die übrigen aus, so müssen die Besitzer das für das Vieh benötigte Wasser aus der Dorfpfütze holen. Allein auch diese trocknet in den Sommermonaten oft aus...". Es scheiterten jedoch zwei Versuche, einmal 1907/1908 und einmal 1913/14, von den Quellen bei Schartlhof eine Wasserleitung bis nach Buch zu bauen – mal an den Meinungsunterschieden zwischen den Vertragsparteien über die Nutzungsbedingungen, mal war die Ursache die Uneinigkeit oder das Desinteresse der Bucher selbst. Die schlechten hygienischen Verhältnisse und der Mangel an Löschwasser veranlassten die Be-hörden, weiter Druck auf die Bucher zu machen. In einem Vorbericht über die Planung einer Wasserversorgung in Buch heißt es: "Die Wasserversorgung der Ortschaft Buch … ist völlig unzulänglich. In halbwegs trockenen Sommerzeiten versiegen mehrfach die Brunnen und Quellen selbst auf längere Zeit, die Einwohner müssen das Wasser herbei fahren und die Wasserentnahmestellen dürften alles andere eher liefern, als bakteriologisch einwandfreies Wasser. Für den Brandfall reichen die vorhandenen 2 Feuerweiher nicht aus..." Die Gemeinde Eglharting hatte im Jahr 1930 in Buch einen 55 m tiefen Brunnen gebaut, hatte aber kein Geld, die Wasserversorgung weiter auszubauen. Trotz aller Quertreibereien innerhalb der Einwohnerschaft erreichten es die Behörden aber 1935 mit der Drohung der Stilllegung der privaten Brunnen dann doch, dass die Bucher Hauseigentümer eine öffentlich-rechtliche Wassergenossenschaft gründeten und ausreichend Kapital aufbrachten, um im 55 m tiefen Brunnen eine elektrische Wasserpumpe zu installieren, einen Hochbehälter mit 2 Kammern zu errichten sowie ein Leitungsnetz zu installieren. Die Wassergenossenschaft wurde später in einen öffentlich-rechtlichen sog. Wasser- und Bodenverband umgewandelt und besteht als Wasserbeschaffungsverband Buch bis heute fort.
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