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Juli 2015 Brennerzulauf – Die Bahn trickst weiterIm Dezember 2014 trafen sich Ministerpräsident Seehofer und Innenminister Herrmann mit Mandatsträgern aus dem Inntal sowie Vertretern der DB AG in München zu einem Gespräch über die weitere Planung des Neu- und Ausbaus der Brennerzulaufstrecke durch das Inntal. In Punkt 4 des Ergebnisprotokolls wurde vereinbart: "Zum Lärmschutz an der Bestandsstrecke bittet die Staatsregierung um die Entwicklung einer Planung im Interesse der Anwohner unabhängig von rechtlichen Verpflichtungen bzw. bestehenden Finanzierungsmöglichkeiten. Die Staatsregierung sichert zu, sich für die Finanzierung der notwendigen Maßnahmen einzusetzen."Am 13. Februar 2015 traf sich Bundesverkehrsminister Dobrindt in Flintsbach mit Mandatsträgern aus dem Landkreis Rosenheim und einem Vertreter des Vorstands der DB AG, um über das weitere Vorgehen bei der Planung der Zulaufstrecke zum Brenner-Basistunnel zu sprechen. Man war sich einig, dass die bislang durchgeführten Lärmschutzmaßnahmen unzureichend sind und daher weitere erforderlich sind. An keinem der Gespräche war jemand aus dem Landkreis Ebersberg beteiligt, der die Interessen der hiesigen Anlieger hätte vertreten können. Daher ging es im Kern immer nur um die Neu- und Ausbaustrecke im Inntal. Dies veranlasste die Kirchseeoner Bürgergruppe für Sicherheit und Lärmschutz, von der Staatsregierung und dem Landtag eine Gleichbehandlung aller Anlieger der gesamten bayerischen Zulaufstrecke München-Rosenheim-Kiefersfelden zu verlangen. Am 27. April 2015 gab die Projektleiterin der DB Netz AG für die ABS 36 - Brennernordzulauf, Frau Susanne Müller, auf einer von der CSU Zorneding organisierten Infoveranstaltung bekannt, dass sich das Bundesverkehrsministerium und das Land Bayern verständigt haben, eine sogenannte Machbarkeitsuntersuchung entlang der gesamten Bahntrasse zwischen München-Trudering und Kiefersfelden durchzuführen. Diese hat das Ziel, zusätzliche Lärmschutzmaßnahmen an der Bestandsstrecke vorzuschlagen und zu bewerten, und soll inhaltlich der Machbarkeitsuntersuchung im Mittelrheintal entsprechen. Der Abschlussbericht soll Anfang 2016 vorgelegt werden. Die Grundlage der Untersuchung soll aber nicht etwa eine Messung des Bahnlärms sein, sondern eine Lärmberechnung nach dem im Herbst 2014 vom Bundestag beschlossenen Rechenmodell "Schall03-2014". Fachkreise werfen dem von der DB AG mitentwickelten Modell vor, dass damit der zum 1.1.2015 weggefallene Schienenbonus durch Rechentricks "kostenneutral" kompensiert werden soll. Zudem ignoriert das Rechenmodell u.a. den impulsartigen Lärm beim Überfahren von Weichen ebenso wie den immensen Lärm, der beim Befahren von Gleisen nach dem sog. Reprofilieren entsteht – das Photo zeigt ein solches Gleis in Kirchseeon. Die tiefen Querriefen, die für den erhöhten Lärmpegel ursächlich sind, bestehen monatelang, an den S-Bahn-Gleisen gar mehr als 1 Jahr lang. Und obwohl heute nur wenige Güterzugwaggons mit den sog. LL-Bremsen ausgestattet sind, es keinen Umrüstzwang gibt und vor allem ausländische Waggonbesitzer eine Umrüstung ihrer Waggons verweigern, will die Bahn in ihren Lärmberechnungen zu Lasten der Anwohner eine 100%ige Umrüstung auf diese leiseren Güterzugwagen ansetzen, m.a.W. die Güterzüge werden leise gerechnet. Das Ergebnis dieser Machbarkeitsuntersuchung steht daher bereits jetzt fest: es wird vielleicht ein paar Maßnahmen geben, aber der Lärm bleibt. Denn die Menschen hören den realen Lärm und nicht einen – nach willkürlichen Vorgaben der DB Netz AG – schöngerechneten dB(A)-Zahlenwert. Die Beweise der Lärmwirkungsforschung, dass insbesondere der nächtliche Bahnlärm gesundheitsschädlich, ja tödlich ist, sind inzwischen erdrückend. Eine im März 2015 vom Epidemiologen Prof. Eberhard Greiser veröffentlichte Studie ergab, dass im Rheinkorridor zwischen Holland und Schweiz jährlich rund 3000 Menschen infolge von Krankheiten, die vom Bahnlärm verursacht werden, sterben. Die Ergebnisse der Studie sind auf die Bahnstrecke München-Rosenheim übertragbar, auch hier sterben jedes Jahr Menschen infolge des Bahnlärms. Die Erwartung der "Politik" und der DB AG, dass sich durch eine erneute Lärmsanierung die Bereitschaft der Bevölkerung erhöht, sich weiterhin Tag und Nacht den Lärm von Hunderten von Zügen, die mitten durch ihre Ortschaften donnern, anzuhören und ihre Gesundheit und ihr Leben für eine angeblich umweltfreundliche Eisenbahn zu opfern, erscheint doch etwas naiv, zumal die DB Netz AG fortfährt, durch sog. Ertüchtigungsmassnahmen die Leistungsfähigkeit der Strecke ständig weiter zu erhöhen – jedoch ohne die gesetzlich erforderlichen UVP-Prüfungen und ohne dass Schutzvorkehrungen gegen den zunehmenden Lärm und die Erschütterungen geplant und gebaut werden. Bislang hat sich der Bund nur bereit erklärt, die Kosten für die Machbarkeitsuntersuchung zu tragen. Eine geplante Trilaterale Vereinbarung zwischen Bund, Land und DB Netz AG über die Finanzierung der zusätzlichen Lärmsanierung wurde nach bisherigem Kenntnisstand noch nicht abgeschlossen: Innenminister Herrmann lehnte noch Ende April in einem Schreiben an die Kirchseeoner Bürgergruppe eine Kostenbeteiligung des Landes ab, weil er der Meinung ist, dass "der Bund als mittelbarer Eigentümer der DB-Strecken auch die Kosten für den Lärmschutz tragen muss". Ob er seine ablehnende Haltung dauerhaft aufrecht erhalten kann, bleibt abzuwarten, zumal sich im Fall des Mittelrheintals die betroffenen Bundesländer zu einer Mitfinanzierung bereit erklärt haben. |
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