Kirchseeon-intern.de - Wissens- und Sehenswertes über Kirchseeon


August 2018
Luftwärempumpe

Energiewende im Landkreis (3): Brummen statt Klimaschutz?

"Man konnte bei dem Dauerbrummen nicht schlafen, da die Luftumwälzgeräusche der Maschine, so wie die brummenden Geräusche ... bei geschlossenem Fenster bis in unser Schlafzimmer, Wohnzimmer und Esszimmer drangen. Man fühlte sich wie in einem Wäschetrockner und es brummte in einem fort." So oder ähnlich beschreiben Betroffene ihre negativen Erfahrungen mit einer Luftwärmepumpe auf dem Nachbargrundstück. Wärmepumpen sollen nach den Vorstellungen des Meilensteinplans des Ebersberger Kreistags einer der „Bausteine einer nachhaltigen Wärmeversorgung" zur Energiewende werden.

Wärmepumpen sind technisch wie ein Kühlschrank aufgebaut mit dem Unterschied, dass bei der Wärmepumpe die warme Seite des Kompressors zum Heizen genutzt wird, während beim Kühlschrank die kalte Seite genutzt wird. Während eine Luft-Wärmepumpe die Wärmeenergie der angesaugten Außenluft entnimmt und an einen Heizkreis abgibt, holen andere Wärmepumpentypen die Wärmeenergie aus dem Grundwasser oder dem Boden. Da ein Kubikmeter Außenluft nur sehr geringe Wärmemengen enthält, müssen Luftwärmepumpen große Luftmengen umwälzen, die Ventilatoren und je nach Konstruktion auch der Kompressor plus Verdampfer und Expansionsventil sind daher die Hauptlärmquellen für sogenannten tieffrequenten Lärm, der nahezu ungedämpft durch Fenster dringen kann.

Weil für eine Luft-Wärmepumpe keine Wärmeträgerrohre im Gartenboden verlegt oder keine Bohrungen bis zum Grundwasser vorgenommen werden müssen, ist sie in der Anschaffung billiger als andere Wärmepumpentypen. Sie wird daher bei weitem am häufigsten eingebaut. Der Nachteil: im Winter, wenn die meiste Heizenergie benötigt wird, ist die Außentemperatur am niedrigsten und der thermische Wirkungsgrad am schlechtesten, d.h. Luftwärmepumpen verbrauchen wesentlich mehr Strom als andere Wärmepumpen. Für den Fall, dass die Leistung der Luftwärmepumpe bei niedrigen Außentemperaturen und gleichzeitig hohem Wärmebedarf nicht ausreicht, verfügen die meisten Wärmepumpenheizungen zusätzlich über eine Elektroheizung.

Die "Quittung" für die niedrigen Anschaffungskosten bekommen die Eigentümer dann mit jährlich steigenden Stromrechnungen präsentiert, zusammen mit der beunruhigenden Erkenntnis, dass es auch mit der Ökobilanz nicht gut bestellt ist. Denn für die Strombelastungsspitzen im Winter, die durch die bundesweit inzwischen rund 450.000 Luftwärmepumpen entstehen, können weder Windkraftanlagen noch Solaranlagen genügend „grünen Strom“ produzieren, nur fossile Regelkraftwerke können diesen Bedarf ausfallsicher abdecken - die Wärmepumpen-Flut dürfte dem Klima mehr schaden als nützen.

Im Landkreis Ebersberg wurden im letzten Jahr ca. 290 Wohngebäude (entspricht ca. 1 % des Bestands) fertiggestellt, dies entspricht in etwa dem Durchschnitt der letzten 10 Jahre. Etwa jedes dritte fertiggestellte Wohngebäude war mit einer Luftwärmepumpe ausgestattet.

Für den Einbau einer Luftwärmepumpenheizung benötigt ein Bauherr keine behördliche Genehmigung. Daraus ziehen viele den Fehlschluss, dass beim Einbau solcher Heizungen keine Regeln zu beachten wären. Dem ist aber keineswegs so, denn auch "nicht-genehmigungsbedürftige Anlagen" wie Luftwärmepumpen müssen zum Schutz der Nachbarschaft bestimmte Immissionsgrenzwerte einhalten, die in der sogenannten „Technischen Anleitung zum Schutz gegen Lärm (TA Lärm)" festgelegt sind.

Es überrascht daher nicht, dass sich immer mehr betroffene Nachbarn mit Beschwerden über zu laute Luftwärmepumpen an das Landratsamt Ebersberg als zuständige Behörde wenden. Auf Nachfrage teilte das Landratsamt mit, dass es 2017 eine Beschwerde gab, aber im ersten Halbjahr 2018 bereits fünf Beschwerden. Bezogen auf die in 2017 errichteten ca. 90 Neuanlagen entspräche dies einer "Problemquote" von rund 5% (in der Schweiz wird geschätzt, dass es bei etwa 3% der Anlagen Lärmprobleme gibt). Es ist zu befürchten, dass sich nach dem Auslaufen der Garantieverträge die Wartungszustände verschlechtern und damit die Lärmprobleme zunehmen werden.

"Meistens ist das Kind schon in den Brunnen gefallen, d.h. die baugenehmigungsfreie [Luft]Wärmepumpe bereits installiert, wenn die Probleme mit den Nachbarn auftreten. Im Nachhinein kann es dann sehr schwer und teuer werden ausreichende Maßnahmen zu ergreifen", schreibt das Landratsamt Ebersberg. Denn "in den heutigen Wohngebieten sind die Grundstücke oft klein und die Häuser stehen dicht beieinander. Da ist es für eine gute Nachbarschaft besonders wichtig, dass die [Luft]Wärmepumpen möglichst leise arbeiten".

Von den rund 3 Millionen Wohngebäuden in Bayern werden derzeit nur rund vier Prozent durch Grundwasser- und vor allem Luftwärmepumpen beheizt, das wird im Landkreis nicht viel anders sein. In seinem Meilensteinplan glaubt der Ebersberger Kreistag, dass 2030 die Hälfte des Heizenergiebedarfs im Landkreis durch Wärmepumpen gewonnen wird. Die Lösung der Lärmprobleme der Luftwärmepumpen erscheint da realistischer.


Dieser Artikel erschien in der Zeitschrift "Der Oberbayer", Heft August 2018. Artikel mit lokalem Bezug aus dieser Zeitschrift werden mit ein paar Wochen Verzögerung an dieser Stelle abgedruckt. Den Beitrag in der aktuellen Ausgabe finden Sie auf der Seite http://www.kirchseeon-intern.de/der-oberbayer.htm


  © 2011-2018 · L. Steininger · E-Mailemail senden