Kirchseeon-intern.de - Wissens- und Sehenswertes über Kirchseeon


April 2016
Geplanter Standort des 'Haus für Kinder' an der B304 am Spannleitenberg
Geplanter Standort des 'Haus für Kinder' an der B304 am Spannleitenberg in Kirchseeon

Kita-Plätze – Wie Kirchseeon am Bedarf vorbei plant

Kinder sind unsere Zukunft und Kinder sind uns lieb – und teuer. Und das auch im wörtlichen Sinn, denn die Kommunen geben viel Geld aus, um in den Gemeinden Einrichtungen für die vorschulische Erziehung und Betreuung unserer Kinder zu schaffen und zu unterhalten.

Gesetzlicher Anspruch auf Krippen- und Kindergarten-Platz
Bereits seit 1996 haben Eltern einen gesetzlichen Anspruch auf einen Kindergartenplatz; inzwischen besuchen 90-95% aller 3-6-jährigen Kinder im Landkreis einen Kindergarten. Ein gesetzlicher Anspruch auf einen Krippenplatz besteht erst seit 01.08.2013 und um diesen zu erfüllen, haben die Gemeinden viel investiert und die Kapazitäten stark erhöht. Inzwischen besucht im Durchschnitt etwa jedes dritte Kind in der Altersgruppe 0-3 Jahre eine Krippe, bezogen auf die Zwei- und Dreijährige ist es fast jedes zweite Kind.

Auch die Gemeinden Ebersberg, Grafing und Kirchseeon können sich dem allgemeinen Trend zu immer weniger Geburten nicht entziehen. Aber infolge des anhaltenden Zuzugs in den Ballungsraum München haben sich die maximalen Jahrgangsstärken bei den Vorschulkindern in der Vergangenheit nur wenig verändert – wobei in Ebersberg und Grafing die Zahlen vor 10-15 Jahren noch deutlich höher waren als heute, während sie in Kirchseeon nahezu gleich geblieben sind.

Wieviel Kindergartenplätze werden in einer Gemeinde benötigt ?
Will eine Kommune grob abschätzen, wie viele Plätze sie zur Abdeckung des gesetzlichen Anspruchs auf einen Kindergartenplatz – wenn auch nicht immer in der Wunscheinrichtung – bereithalten muss, kann sie auf die für jede Gemeinde veröffentlichten Altersgruppen-Statistiken zurückgreifen. Darin ist aufgelistet, dass die Gruppe der 3-bis-6-Jährigen in den letzten 10 Jahren in Kirchseeon maximal ca. 310 Kinder, in Ebersberg bis zu ca. 350 Kinder und in Grafing bis zu 390 Kinder (in den letzten 5 Jahren maximal bis zu ca. 350 Kinder) umfasste.

Aktuell sind in Kirchseeon derzeit ca. 320, in Ebersberg ca. 390 Plätze und in Grafing ca. 400 Kindergartenplätze vorhanden; nach den letzten veröffentlichten Zahlen aus dem Jahr 2014 wurden auf diesen in Kirchseeon 269, in Ebersberg 309 und in Grafing 312 Kinder von 3-6 Jahren betreut. Daraus kann man erkennen, dass der Bedarf an Kindergartenplätzen in diesen Gemeinden praktisch gedeckt ist, ja derzeit überall leichte Überkapazitäten vorhanden sind, die selbst mit den überall in geringem Umfang vorhandenen Gastkindern aus Nachbargemeinden nicht vollständig ausgenutzt werden.

Wieviel Krippenplätze braucht eine Gemeinde ?
Bei den Krippen ist der Bedarf schwerer abschätzen, da die Betreuungsquote noch relativ niedrig ist und es unsicher ist, wie weit sie steigen wird. Denn da der gesetzliche Anspruch auf einen Krippenplatz erst seit kurzem besteht und das Platzangebot noch stetig wächst, wächst auch noch die Nachfrage von den Eltern. Es scheint sich aber eine Bedarfssättigung bei einer Betreuungsquote der Kinder von 0-3 Jahren in Kitas und Kindertagespflege von 30-35% abzuzeichnen. In der Altersgruppen-Statistik der 0-bis-3-Jährigen zeigt sich kein wesentlich anders Bild als bei den Kindergartenkindern: in den letzten 10 Jahren waren in Kirchseeon in dieser Gruppe maximal ca. 310 Kinder, in Ebersberg maximal ca. 320 Kinder und in Grafing maximal ca. 370 Kinder (in den letzten 5 Jahren maximal bis zu ca. 350 Kinder).

Um eine prognostizierte Betreuungsquote von 30-35% sicher abdecken zu können, müssten demnach in Kirchseeon und Ebersberg bis zu ca. 110 und in Grafing bis zu ca. 130 Krippenplätze vorhanden sein. Tatsächlich sind derzeit in Kirchseeon lediglich 76, in Grafing nur ca. 80, aber in Ebersberg bereits ca. 120 Krippenplätze vorhanden, auf denen nach den letzten veröffentlichten Zahlen aus dem Jahr 2014 in Kirchseeon 62, in Ebersberg 69 und in Grafing 72 Kinder betreut wurden.

Um auch für die absehbare Zukunft ausreichend Krippenplätze anbieten zu können, ist daher lediglich in Kirchseeon und Grafing ein gewisser Erweiterungsbedarf erkennbar; Ebersberg hat mit der im letzten Herbst eröffneten Krippe am Volksfestplatz bereits erhebliche, derzeit durch eigene Kinder nicht nutzbare Kapazitäten geschaffen.

Mehr Kindergartenplätze als Kinder in Kirchseeon
Es verwundert daher, dass jetzt auch Kirchseeon mit dem "Haus für Kinder", das sich derzeit in Planung befindet, weitere umfangreiche zusätzliche Kindergarten- und Krippenplätze schaffen will. Zwar sollen mit dem Neubau einige Plätze in bestehenden Einrichtungen, die aus baulichen oder sonstigen Gründen nicht weiter genutzt werden sollen oder können, ersetzt werden. Dennoch erhöht sich mit dem "Haus für Kinder" und den wohl heuer fertiggestellten Plätzen in St. Zeno in Kirchseeon-Dorf die Gesamtzahl der dann zur Verfügung stehenden Kiga-Plätze auf ca. 370 (nach Angaben von Bgm. Ockel sogar auf 391 Plätze) und die Zahl der Krippenplätze auf ca. 110 – zumindest bei den Kindergarten-Plätzen besteht dann eine erhebliche Bedarfsüberdeckung von 20-30%. Da die Gruppenstärken bei Krippe und Kindergarten stark unterschiedlich sind, kann man im Nachhinein auch nicht ohne weiteres Räume, die für Kindergartengruppen geplant werden, in Räume für Krippengruppen umfunktionieren - von den rechtlichen Beschränkungen aus den Förderbedingungen ganz zu schweigen.

Bisher gehörte die SPD-Fraktion im Kirchseeoner Gemeinderat zu den treibenden Kräften für das "Haus für Kinder" und ließ sich davon auch nicht vom Lärm von der angrenzenden B304 und dessen bekanntermaßen negativen Auswirkungen auf die Lernleistung von Kindern beirren. Der Lärmgutachter Fa. Müller-BBM spricht in seinem Gutachten davon, dass am Standort die "enteignungsrechtliche Zumutbarkeitsschwelle" überschritten wäre. Dieses Lärmgutachten wurde - obwohl gesetzlich vorgeschrieben - bis heute nicht im B-Plan-Verfahren ausgelegt und wird weiterhin der Bevölkerung vorenthalten; die Gründe kann man sich denken, denn welche Eltern würden ihr (Klein)Kind in einer Einrichtung abgeben, wenn sie wüßten, welcher immensen und gesundheitsschädlichen Lärmbelastung ihr Kind ausgesetzt wird.

Augen zu und durch - teure Fehlplanung in Kirchseeon
Als aber Anfang März im Gemeinderat die Zustimmung zur Weiterplanung auf der Tagesordnung stand, gab es eine Überraschung: die SPD-Fraktion verweigerte sich nun plötzlich, weil die Grobschätzung von 6,4 Mio. EUR (zzgl. Grundstückskosten von ca. 0,8 Mio. EUR) bereits weit über den anfangs kalkulierten 4 Mio. EUR läge und die Planer immer noch keine genauen Kosten nennen könnten oder wollten. Sie sieht das Projekt inzwischen aus finanziellen Gründen als nicht mehr realisierbar an.

Die anderen Fraktionen gaben aber dann doch das OK für die Weiterplanung. Und obwohl die Kostensteigerungen bei der Ebersberger Krippe am Volksfestplatz hätten Warnung genug sein müssen, scheint man in Kirchseeon weiter bereit, für Kindergartenplätze im "Haus für Kinder", die man auf absehbare Zeit nicht benötigt, und die Erweiterung der Grund- und Mittelschule die gemeindliche Verschuldung auf ein bislang nie erreichtes Niveau hochschrauben zu wollen.

Der Kirchseeoner Gemeindesteuerzahler wartet jetzt gespannt darauf, ob für die Gesichtswahrung von Bgm. Ockel und einigen Fraktionen des Gemeinderats Millionen EUR in eine grandiose Fehlplanung versenkt werden oder ob vielleicht doch noch der Rechenstift und die Vernunft Oberhand gewinnt.

Alle Zahlen zusammengefaßt auf einen Blick:

Krippenplätze:
Gemeinde Einwohner (30.6.2015) Anzahl Kinder unter 3 Platzbedarf bei 30-35% Betreuungsquote (bezogen auf 3 Jahrgänge) Vorhandene Krippenplätze
Kirchseeon 10102 302 (2014) ca. 100-110 78 (geplant: 110)
Ebersberg 11731 309 (2014) ca. 110 122
Grafing 13432 355 (2014) ca. 120-130 84

Kindergartenplätze:
Gemeinde Einwohner (30.6.2015) Anzahl Kinder von 3-6 Platzbedarf bei 90-95% Betreuungsquote (bezogen auf 3 Jahrgänge) Vorhandene Kindergartenplätze
Kirchseeon 10102 274 (2014) ca. 300 341 (geplant: 391)
Ebersberg 11731 328 (2014) ca. 330 389
Grafing 13432 343 (2014) ca. 370 402

Statistische Daten:

(C)opyright 2016 Bayerisches Landesamt für Statistik:
Andere Datenquellen (Internetseiten der Gemeinden und des LRA EBE, Auskünfte der Gemeinden):


  © 2011-2016 · L. Steininger · E-Mailemail senden