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August Baumgartner 1896 - 1960
Stand 15.3.2024
August Baumgartner wurde am 13. August 1896 als 13. Kind des Ludwig Baumgartner (geb. 7. Januar 1857, Gastwirt in Landau) und
der Anna (geb. 13. April 1857, geb. Gahr, Söldnerstochter aus Haid, Pfr. Ottering, ca. 15 km NW von Landau) in Landau an der Isar geboren. Die Eltern hatten am
22. Mai 1882 in der
Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Landau geheiratet. In der Taufmatrikel
der Stadtpfarrkirche sind die Geburten ihrer Kinder verzeichnet:
- 13. Juni 1883, Zwillinge Anton (+ 10. August 1883) und Ludwig
- 1. Juni 1884, Johann Baptist
- 25. Juni 1885, Anna Katharina (+ 12. Mai 1892)
- 25. Juli 1886, Maria (+ 19. Januar 1887)
- 17. Oktober 1887, Maria Hedwig
- 3. September 1888, Max Leonhard (+ 14. September 1888)
- 5. August 1889, Max (+ 23. September 1889)
- 29. August 1890, Zwillinge Engelbert und Albert (+ 3. August 1892)
- 25. September 1891, Creszenz (+ 10. Oktober 1891)
- 25. Januar 1893, Anna Katharina (+ 13. Dezember 1893)
In der Taufmatrikel der Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt ist
die Taufe von August Baumgartner am 15. August unter der lfd. Nummer 110 des Jahres 1896 eingetragen: der Vater Ludwig, Gastwirt, kath., wohnhaft in
Landau Haus Nr. 345, und die Mutter Anna ließen den Sohn auf den Namen Augustin taufen. Taufpaten waren die
Bauerseheleute Johann und Kath. Weinzierl aus Frontenhausen (ca. 20 km SW Landau). Anderslautende Angaben, wonach
der Vater Landwirt gewesen sein soll, scheinen demnach nicht zu stimmen, zumal die
Berufsbezeichnung Gastwirt auch bei den Taufmatrikeleinträgen bei allen anderen Kindern angegeben ist.
Die Mutter soll gestorben sein, als er 2-3 Jahre alt war, es findet sich aber in der Sterbematrikel der Pfr. Landau kein Hinnweis darauf.
Nach dem Besuch der Volksschule in Landau erlernte August das Dekorationsmaler-Handwerk.
Im Sommer 1914 wurde er zum Kriegsdienst eingezogen. Während der Dienstzeit fertigte er viele
Zeichnungen an.
1918 nach dem Krieg zog er nach München und arbeitete als Gehilfe in einem Dekorationsmalergeschäft.
Ab Winter 1919/1920 besuchte er die Kunstgewerbeschule in München.
Am 11. Mai 1922 heiratete er Elli Krausenecker, laut der nachträglichen Angabe in seiner Taufmatrikel
in St. Bonifaz im München. Die Verlobung vom 21.08.1921 war über eine Anzeige
bereits in der Wochenend-Ausgabe vom
27./28.8.1921 den Münchner
Neuesten Nachrichten bekannt gegeben wordenen, in den Münchner Neuesten Nachrichten vom
30. August 1921 war auch im redaktionellen Teil darauf hingewiesen worden.
1922 wurde eine Tochter, 1924 ein Sohn geboren.
1928 machte er sich in München mit einem Malergeschäft für Hausfassaden und Lüftlmalerei selbständig; 1929 Umzug in die
Preysingstraße und Eröffnung eines Ladengeschäftes.
1939 wurde er wieder zum Kriegsdienst eingezogen, jedoch nach dem Angriffskrieg auf Polen
wegen gesundheitlicher Probleme entlassen.
1943 fiel sein Sohn und am 17.12.1944 wurde das Haus und die Existenz der Familie in München durch einen Bombenangriff zerstört.
Wie viele andere "Ausgebombte" fanden Baumgartner und seine Frau Unterkunft in Kirchseeon (im Buchmayerhaus = Wasserburger Straße 13) und lebten von einer kleinen Rente und dem Verkauf von Landschaftsbildern, Porträts, Tierbildern etc.
Eine erste Ausstellung seiner Bilder in Kirchseeon machte er 1949.
Am 19. Januar 1960 starb August Baumgartner. Er wurde im Ostfriedhof in München begraben.
Wie schwierig das Leben für Künstler wie August Baumgartner in den Nachhriegsjahren war, beschrieb Hans Sponholz, Redakteur
der Ebersberger Zeitung mit Grafinger Anzeiger, in seinem Artikel "Heimische Künstler müssen darben" (Ausgabe vom 31. Mai 1952):
"Der Landkreis Ebersberg hat mit seinen bescheidenen, aber zu Herz und Gemüt sprechenden
landschaftlichen Schönhelten oft schon Künstler heimisch, werden lassen. Heute sind es vornehmlich bildende Künstler,
die ihm ihr Schaffen widmen, Begnadete unter uns, die, das muß einmal offen herausgesagt werden, hungern und darben.
Gingen sie selbst oder ihre Frauen nicht noch zusätzlich irgendwelchen Beschäftigungen nach,
wären sie weitaus schlechter daran als Arbeitslose mit ihrer geringen Unterstützung.
In K[irchseeon], einer größeren Gemeinde des Landkreises, lebt seit Jahr und Tag ein Münchner Kunstmaler [Anm: gemeint ist A. Baumgartner],
der während des Krieges als Totalgeschädigter nach dort verschlagen wurde. Er malt heute nur noch ab und zu einmal, obwohl
sein Name guten Klang hat. Vor 3 Jahren machte er einen Versuch mit einer Ausstellung, die ihm den Verkauf eines einzigen
Bildes eintrug. Um sich und seine Frau über Wasser zu halten, bemalte er in der Zwischenzeit hölzerne Plastiken,
Spielzeug und Gebrauchsgegenstände. Nachdem auch hier die Auftrage immer spärlicher flossen, handelte er als ambulanter
Gewerbetreibender mit Seife und sonstigen Reinigungsmitteln. Seine Ware beförderte er mit einem selbst zusammengebastelten
Lieferwagen von Dorf zu Dorf. Beim letzten Warenmarkt in Ebersberg stand er in einer Verkaufsbude!
Künstlerschicksal von heute!"
Die Tochter Eleonore Maria Baumgartner gab vor wenigen Jahren zu ihrem
95. Geburtstag der Passauer Neuen Presse
einige Einblicke in das Leben der Familie Baumgartner vor und nach dem Krieg:
"Am 6. Juli 1922 wurde sie als Eleonore Baumgartner in München in eine Schaustellerfamilie
hineingeboren. Ihre Geburtsstadt München musste sie während des Zweiten Weltkriegs mit
Ihren Eltern verlassen: Ausgebombt suchten sie erst Schutz bei den Amerikanern. Bald darauf
zog die Familie mit einem fahrenden "Kasperltheater" mit einem Anhänger quer durch
Oberbayern. Vor allem der Chiemsee hat es ihr angetan, wie sie mit funkelnden Augen erzählt:
"Weil ich a Wasserratz' gewesen war".
An ihre Zeit unterwegs erinnert sie sich mit gemischten Gefühlen: Eine Berufsausbildung war so
kaum möglich, obwohl sie gewollt hätte. Bis zum Tod der Eltern prägte der Familienbetrieb ihr
Leben, der sich auf das Kunstgewerbe verlegt hatte: Vor allem "Bauernmalerei" und deren
Vertrieb prägten ihre Tage, wo sie quirlig als "Mädchen für Alles" einsprang, als "Hausmädchen" bastelte,
professionell malte und ein Händchen für Kunsthandschrift entwickelte."
Das Werk von Baumgartner ist handwerklich geprägt, er war bei Prof. Wahler geschult, widmete sich später bei
Julius Dietz der Plakatmalerei, hospitierte dann an der Akademie für angewandte Kunst. Er sieht sich selbst
stark durch Wilhelm Leibl beeinflußt. Leibl war der herausragende Vertreter der in der damaligen Münchner Atelierkunst
fußenden "Tonigkeit". Die "tonige Malerei" erkennt die Wirklichkeit als eine unter der Einwirkung von Licht und Luft einheitlich gewordene "Tonharmonie". Wie Leibl bevorzugte Baumgartner das Einfache, weil es einen "vollen Blick in das innere der Persönlichkeit" erlaubt. Dies ist
sein Leitmotiv bei seinen Landschaften und Blumenstillleben. Er bevorzugt solche Motive, bei deren Bearbeitung man das Eindruck hat, ins Bild hineingehen zu können. Motive für seine Öl- und Aquarellstudien, aber auch für größere Gemälde fand er in Kirchseeon und anderen Orten des Landkreises, wie Fürmoosen, Falkenberg, Moosach, Alxing, Pullenhofen. Auch der Starnberger See mit seinen Stimmungen gehörte zu seinen bevorzugten Motiven.
Seine Blumen-Stillleben wurden von einigen Kunstverlagen verwertet, so ein Strauß Sonnenblumen, eine Vase mit Gladiolen, ein Amaryllis-Strauß. Das Motiv "Geranie mit Topf" gehört zu seinen besten am besten gelungenen Werken.
Eine Bitte: Wenn Sie im Besitz eines Bildes von August Baumgartner sind, wäre ich Ihnen sehr dankbar, wenn Sie
mir Photos des Bildes, die Entstehungsgeschichte und eine Information, wie Sie an das Bild gelangt sind, per Email zusenden würden und
die Erlaubnis zur Wiedergabe auf diesen Webseiten erteilen würden. Danke!
Bilder von August Baumgartner
Kirche St. Coloman in Kirchseeon Dorf, Öl
Das Bild wurde der Volksschullehrerin Frau Lucia Bembenek zu ihrer Pensionierung in den 50er Jahren
von der Marktgemeinde Kirchseeon geschenkt. Das Bild trägt auf der Rückseite eine entsprechende Widmung. Das Bild ist im Privatbesitz in Kirchseeon.
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Kirche St. Coloman in Kirchseeon-Dorf, Ölgemälde, ca. 1950
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Kirche St. Coloman in Kirchseeon-Dorf, Photo, 2011
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Stillleben Äpfel mit Deckelkrügl, Öl, Werk-Nr. 233
Das Bild ist in Galeriebesitz.
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Stillleben Äpfel mit Deckelkrügl, Öl, undatiert, Kirchseeoner Zeit
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Rückseite
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St. Gambrinus, Öl auf Holz
Das Bild ist nach Restaurierung im Besitz des Heimatkundevereins Kirchseeon
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Landschaft bei Fürmoosen , Gde. Moosach, Öl
Das Bild ist im Privatbesitz
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Landschaft bei Fürmoosen , Gde. Moosach, Öl, undatiert, Kirchseeoner Zeit
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Rückseite
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Stillleben Narzissen und Tulpen, Öl, datiert 1942?
Das Bild ist im Privatbesitz
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Stillleben Narzissen und Tulpen, Öl, undatiert, Rückseite ohne Anmerkungen
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Weißer Schnauzer, Öl auf Presspappe
Das Bild ist im Privatbesitz
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Signatur in Druckbuchstaben
Rückseitiger Stempel
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Weißer Schnauzer, Öl auf Presspappe, undatiert, Stempel auf Rückseite
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Haus am See, Öl auf Presspappe
Das Bild ist im Privatbesitz
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Signatur in Druckbuchstaben (besondere Schreibweise des "G")
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Haus am See, Öl auf Presspappe, undatiert bemerkenswert die Zusatzangabe "Mchn" in der Signatur
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Mädchenbildnis "Monika", Öl auf Sperrholz, Werk-Nr. 208
Das Bild ist im Privatbesitz
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Signatur
Stempel auf der Rückseite
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Mädchenbildnis "Monika", Öl auf Sperrholz (wer das Mädchen kennt, bitte melden)
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Flußlandschaft, Öl auf Hartfaser, 18 x 23,5 cm, undatiert
ebay-Auktion 09/2020 - Dank an Tobias Ehmke - Kunstzentrum Rote Wand für die Erlaubnis zur
Veröffentlichung der Photos!
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Rückseite, ohne Stempel und Bild-Nr.
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Signatur in Sütterlin
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Flußlandschaft, Öl auf Presspappe, undatiert
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Ansicht vom St. Bartholomä am Königssee, Öl auf Hartfaser
Das Bild ist in Privatbesitz in Kirchseeon, vermutlich Ende der 1940er Jahre erworben
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Porträt eines Kirchseeoner Bürgers, Öl auf Leinwand
Das Bild ist eine Auftragsarbeit, gemalt nach einem Passbild kurz vor dem Tod von Baumgartner;
in Privatbesitz in Kirchseeon
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Porträt eines Kirchseeoner Bürgers, Auftragsarbeit, Öl auf Leinwand
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Stillleben mit Gladiolen in Vase, Öl auf Sperrholz, 60 x 56 cm, Werk-Nr. 261
Aus dem Jahr 1942, in Privatbesitz
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Stillleben mit Gladiolen in Vase, Öl auf Sperrholz
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Stillleben mit roten Rosen in Vase, Öl auf Sperrholz, ca. 24 x 30 cm, Kirchseeoner Zeit, ohne Werk-Nr.
In Privatbesitz, in einem Trödelladen im Münchner Westend gekauft. Das Bild stiftete A. Baumgartner laut rückseitigem Aufkleber zu einem Ball der Arbeiter-Wohlfahrt in Kirchseeon (wer kann dazu Hinweise geben?)
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Rückseitiger Aufkleber: Stiftung zum AWO-Ball
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Stillleben mit roten Rosen in Vase, Öl auf Sperrholz, Rahmen renovierungsbedürftig
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Hans Reupold beim Schnitzen einer Perchtenmaske, Öl, Kirchseeoner Zeit
Bild im Maskeum des Perchtenvereins in Kirchseeon
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Hans Reupold
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Hans Reupold beim Schnitzen einer Perchtenmaske
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Weitere Bilder von August Baumgartner bzw. die ihm zugeschrieben werden:
- Mönch, Öl auf Karton, 16 x 13 cm (inkl. Holzrahmen), 11,5 x 7,5 cm (sichtbarees Bild), Bildnummer und Datierung unbekannt, signiert mit "AB" (lateinische Großbuchstaben, diese Signatur ist von anderen Bildern bisher nicht bekannt, ist aber vielleicht der geringen Größe des Bildes geschuldet), Quelle: gewerbliches Ebay-Angebot 2023
- Bäuerin mit Kind Landschaft mit spitzem Kirchtum, Alpen im Hintergrund, Öl auf Karton, 18 x 13 cm, ungerahmt, Signatur ABaumgartner (Sütterlin), auf der Rückseite keine Bildnummer und kein Stempel von Baumgartner (ungewöhnlich), Quelle: gewerbliches Ebay-Angebot 2023
- Zigeunerin, Titel "Eine Künstlerlaune", Öl auf Leinwand, 55 x 45 cm, gerahmt, untypische Signatur A. Baum Mchn, auf der Rückseite Stempel und Aufkleber mit Bildtitel, keine Werknummer, am Ende der Münchner Zeit/Beginn der Kirchseeoner Zeit,
Quelle: gewerbliches Ebay-Angebot März 2024
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