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Ludwig (Luggi) Waldleitner, Filmproduzent
(* 1. Dezember 1913 in Kirchseeon; † 16. Januar 1998 in Innsbruck)
(aus Wikipedia übernommen, überarbeitet und ergänzt durch Angaben aus Ursula Köhler, Der Filmproduzent Ludwig Waldleitner, Leben und Werk im Kontext bundesrepublikanischer Zeit-, Film- und Produktionsgeschichte, Europäische Hochschulschriften, Reihe XXX, Bd. 91, 2007)
Leben
Der Sohn des Gaststättenbesitzers und Bahnangestellten Ludwig Waldleitner sen. und seiner Frau Anna, geb. Hundseder (?), die die Gastwirtschaft nebst Metzgerei führte (damals: Haus Nr. 15 1/2, jetzt: An der Brücke 4 "Brückenwirt"; damals noch zur Gde. Ebersberg gehörig), besuchte die Volksschule in Kirchseeon und eine Realschule in München. Er hatte eine Schwester. 1929 ging er im Alter von 16 Jahren nach Dresden, um dort eine Handelsschule zu besuchen. Nach seiner Ausbildung lernte er während eines Urlaubs in Obergurgl Guzzi Lantschner kennen. Er engagierte Waldleitner 1936 als Assistent für Leni Riefenstahls Film Olympia. Danach drehte Guzzi Lantschner mit Riefenstahls Unterstützung den Kurzfilm Wildwasser, wofür er Waldleitner als Kameraassistent und für diverse andere Aufgaben engagiert. Der Film, der 1939 in Österreich gedreht wurde, erhielt das Prädikat "künstlerisch wertvoll, volksbildend; als Lehrfilm im Unterricht zugelassen" und wurde für den NS-Reichsbund für Leibesübungen bearbeitet.
1940 begann Waldleitner seinen Dienst als Soldat und arbeitete als Fahrer eines Offiziers. Im Juni fuhr er mit dem Auto auf eine Mine, verlor dabei ein Auge und erlitt Verletzungen am Unterschenkel, so dass er als "UK" (unabkömmlich) eingestuft wurde und nach Bayern zurückkehren durfte. 1941 lernte er als Skilehrer in Obergurgl seine spätere Lebensgefährtin Ilse Kubaschewski kennen, mit der er nach Berlin ging. Er wirkte ab 1941 als Aufnahmeleiter; bis 1944 übernahm er diese Aufgabe in elf weiteren Spielfilmproduktionen. Für den Film "Das fremde Leben" (1944) arbeitete er als Produktionsleiter.
Nachdem Waldleitner mit seiner Lebensgefährtin Kubaschewski in Berlin dreimal ausgebombt worden war, ging er mit ihr nach Kirchseeon in die Gastwirtschaft seiner Eltern, in der er auch zahlreiche andere Bekannte aus der Filmbranche unterbrachte.
Nach dem Krieg übernahm er mit Kubaschewski das Kurfilmtheater in Oberstdorf. Dem Besitzer war die Leitung des Kinos untersagt worden war, weil er in der NS-Zeit Reichsjägermeister war; Kubaschewski hingegen war kein Mitglied der Reichsfilmkammer gewesen. Über die "Entnazifizierung" Waldleitners ist bisher nichts bekannt.
Im Kino wurden ausschließlich amerikanische Filme gezeigt. 1949 wurde der Pachtvertrag des Kinos nicht mehr verlängert. Das Paar zog nach München. Mit einem Bankkredit von 30.000 DM, den Kubaschewski erhielt, gründeten sie in einem ehemaligen Kohlekeller in der Sonnenstraße den Gloria Filmverleih. Er beaufsichtigte die Synchronfassungen ausländischer Filme und arbeitete von 1949 bis 1951 als Produktionsleiter für die Berolina Film von Kurt Ulrich.
Ende 1951 gründete Waldleitner seine eigene Filmgesellschaft, die Roxy-Film GmbH & Co. KG. Das 1952 entstandene Melodram "Bis wir uns wiederseh’n" führte Maria Schell und O. W. Fischer zum ersten Mal zusammen. Sie wurden in der Folge als „Traumpaar“ des deutschen Films gehandelt. Für Ludwig Waldleitners Roxy Film war dieser Film aber einer der wenigen Flops.
Um 1954 übernahm er sein Elternhaus in Kirchseeon, das er 1956 verkaufte. 1954 lernte er seine Frau Angela Schreiber (geboren in Obergurgl) kennen, die beim Filmvertrieb Omnia (München) arbeitete und über die auch Waldleitner seine Filme vertrieb. 1960 heirateten beide; sie brachte ihren Sohn Michael mit in die Ehe. Im selben Jahr kam die gemeinsame Tochter Prisca zur Welt.
Waldleitner avancierte zu einem der großen Filmproduzenten des deutschsprachigen Nachkriegskinos. Vor allem in den sechziger Jahren arbeitete er häufig mit italienischen und französischen Partnern zusammen.
Waldleitner orientierte sich in all den Jahren zwar am jeweiligen Zeitgeschmack, durch zahlreiche Literaturadaptionen erwies er sich aber als relativ ambitioniert. Besonders erfolgreich waren seine Verfilmungen der Werke des Romanautors Johannes Mario Simmel in den siebziger Jahren. Partiell arbeitete er auch mit den Vertretern des Neuen Deutschen Films zusammen. So realisierte er Rainer Werner Fassbinders aufwendigste Regiearbeit Lili Marleen.
Waldleitner setzte sich auch allgemein für die Belange des Films ein und hatte Anteil an der Gewährung der bayerischen Filmförderung und der Beteiligung des Freistaats an den Münchner Filmwochen. Große Teile seiner Hinterlassenschaft als Filmproduzent befinden sich im Deutschen Filmmuseum in Frankfurt am Main. Ihm zu Ehren gibt es einen Luggi-Waldleitner-Preis.
Waldleitner wurde auf dem Nymphenburger Friedhof in München beigesetzt (Grab Nr. 1-1-9).
Filmografie
*1952: Tausend rote Rosen blüh'n
*1952: Bis wir uns wiederseh’n
*1953: Liebeskrieg nach Noten
*1953: Alles für Papa
*1953: Regina Amstetten
*1954: Ihre große Prüfung
*1955: Oase
*1955: Die Barrings
*1957: Der kühne Schwimmer
*1957: El Hakim
*1959: Das Mädchen Rosemarie
*1959: Bumerang
*1960: Conny und Peter machen Musik
*1960: Schachnovelle
*1960: Ingeborg
*1961: Frau Cheneys Ende
*1962: Straße der Verheißung
*1962: 90 Minuten nach Mitternacht
*1963: Wochentags immer
*1963: Elf Jahre und ein Tag
*1965: Ich habe sie gut gekannt
*1965: Der Mann mit den 1000 Masken
*1966: Siebzehn Jahr, blondes Haar
*1966: Blüten, Gauner und die Nacht von Nizza
*1967: Unser Boß ist eine Dame
*1967: Der Tod eines Doppelgängers
*1967: 24 Stunden aus dem Leben einer Frau
*1967: Die Abenteuer des Kardinal Braun
*1968: Komm nur, mein liebstes Vögelein
*1968: Hemmungslose Manon
*1968: Die Ente klingelt um halb acht
*1969: Venus im Pelz
*1969: Sieben Tage Frist
*1969: Herzblatt oder Wie sag ich’s meiner Tochter?
*1969: Cannabis - Engel der Gewalt
*1969: Der Erbarmungslose
*1970: Das gelbe Haus am Pinnasberg
*1970: Perrak
*1970: Die Weibchen
*1970: Der scharfe Heinrich
*1971: Mädchen beim Frauenarzt
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*1971: Und Jimmy ging zum Regenbogen
*1971: Schüler-Report
*1972: Liebe ist nur ein Wort
*1972: Der Stoff, aus dem die Träume sind
*1972: Und der Regen verwischt jede Spur
*1973: Alle Menschen werden Brüder
*1973: Gott schützt die Liebenden
*1973: Einer von uns beiden
*1974: Drei Männer im Schnee
*1974: Die Antwort kennt nur der Wind
*1975: Bis zur bitteren Neige
*1975: Sternsteinhof
*1976: Die Elixiere des Teufels
*1976: Das Netz
*1976: Rosemaries Tochter
*1977: Die Jugendstreiche des Knaben Karl
*1977: Die gläserne Zelle
*1978: Der Mann im Schilf
*1981: Lili Marleen
*1982: Wie hätten Sie's denn gern?
*1982: Die zwei Gesichter einer Frau
*1982: Dies rigorose Leben
*1983: Ediths Tagebuch
*1983: Kassensturz
*1984: Mama mia – nur keine Panik
*1985: Seitenstechen
*1986: Geld oder Leber!
*1986: Bitte laßt die Blumen leben
*1986: Ballhaus Barmbek
*1988: Starke Zeiten
*1988: Zärtliche Chaoten II
*1989: Zwei Frauen
*1989: Sukkubus - den Teufel im Leib
*1990: Café Europa
*1993: Mr. Bluesman
*1993: Fiorile
*1993: Der Kinoerzähler
*1995: Roula – Dunkle Geheimnisse
*1996: Honigmond
*1996: Diebinnen
*1996: Jenseits der Stille
*1998: Sieben Monde
*1999: Angel Express
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Autobiografie
*Luggi Waldleitner, Bob Arnold (Hg.): ''Luggi Waldleitner. Fast ein Leben für den Film'', München, Nüchtern, 1983.
Auszeichnungen
*1958: Golden Globe] für ''Das Mädchen Rosemarie''
*1978: Oscar-Nominierung für 1978 als Produzent von ''Die gläserne Zelle'' (Bester Auslandsfilm)
*1979: Bambi
*1973: Bundesverdienstkreuz am Bande
*1974: Bayerischer Verdienstorden
*1982: Bayerische Staatsmedaille für besondere Verdienste um die bayerische Wirtschaft
*1983: Filmband in Gold für langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film
*1987: Bayerischer Filmpreis (Ehrenpreis)
*1996: DIVA-Award
*1997: Bayerischer Filmpreis (Produzentenpreis) für ''Nach Fünf im Urwald''
Weblinks
Luggi Waldleitner in der Internet Movie Database (englisch)
Luggi Waldleitner auf filmportal.de
Biografie bei Dirk Jasper Filmlexikon
Sammlung Luggi Waldleitner im Deutschen Filminstitut, Frankfurt/Main
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