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Ortsgeschichte - Berichte vom Kriegsende

Ende des 2. Weltkriegs, Einmarsch der Amerikaner - Augenzeugenberichte
Bericht von Pfr. Kreutmeier aus Moosach vom 7. Oktober 1945

Berichterstatter: Pfarrer Anton Kreutmeier (1943-1967 Pfarrer in Moosach bei Grafing, 1967 Pfarrvikar in Moosach, gestorben am 18. August 1981)
Datum: 7. Oktober 1945


Ein Vortrupp der USA-Armee kam am 1. Mai von Glonn her nach Moosach, als eben die Pfarrkinder kurz vor 8 Uhr auf dem Weg zur ersten Maiandacht waren. Er durchsuchte einen Teil der Häuser des oberen Dorfes, darunter auch Pfarrhof und Benefiziatenhaus, wo die Soldaten sehr anständig waren. Die Bevölkerung war neugierig und zutraulich. Es gab keinen Zwischenfall. Teilweise wurden Wertgegenstände und ziemlich hohe Geldsummen entwendet. Das Hauptkontingent der Kampftruppe kam am 2. Mai morgens zwischen 7 und 8 Uhr hier an. Wie überall mußten die Häuser großenteils völlig von den Zivilisten geräumt werden. Die Truppe ließ es sich großzügig gutgehen mit den Vorräten in Küche und Keller, teilweise wurde auch nichts angerührt und war das Verhalten der Truppe rühmenswert. Im Schulhof wurden Gefangene untergebracht, ebenso in Niederseeon. Auf die Zivilbevölkerung, die noch nie etwas vom Krieg gesehen, machte der Anblick der deutschen Kriegsgefangenen, die teilweise ohne Grund unfair behandelt wurden, einen recht traurigen Eindruck. In Moosach war seit einem Jahr eine Genesungskompanie einquartiert. Sie war zwar vom deutschen Kommando entlassen worden und hatte vielfach sich in Zivil geworfen. Ihre Gefangennahme wurde recht verschiedentlich gehandhabt; der eine Amerikaner ließ sie laufen, der andere nahm sie gefangen. Als Angeber spielten die Franzosen teilweise eine üble Rolle, andere traten auch wieder sehr für ihre Arbeitgeber ein. Immer mehr Häuser mußten tagsüber geräumt werden. In der Nacht vom 2. auf den 3. Mai übernachteten im Pfarrhof 24 Personen. Anderntags am 3. Mai rückte der Großteil der Truppe um 3 Uhr morgens ab. Die andern folgten im Laufe des Tages. Kriegsmäßig gesehen war der Schaden minimal. Am meisten wurde die Forellenzucht geschädigt. Die Leute entsetzten sich über ihre Wohnungen, waren aber vernünftig genug einzusehen, daß wir trotz allem gut weggekommen waren, mochte auch da und dort dies und jenes abgehen.

Man hörte von Vergewaltigungen, an denen aber die Opfer teilweise nicht ganz unschuldig waren. Ein Ami soll sich sogar später förmlich bei einem Mädchen entschuldigt haben. Er sei eben berauscht gewesen und noch nie habe er das getan.

SS-Major N.N., der in Moosach wohnte, wurde im Lauf des 3. Mai von der Truppe aus der Villa N.N. geholt. Er war abgesondert von den anderen Soldaten ein Paar Stunden im Schulhof; alsdann fuhren ihn 2 Amerikaner per Auto in den nahen Wald. Von dorther hörten Leute im Dorf ein Paar Schüsse krachen. Man wußte 14 Tage nichts von N.N. Man war der Meinung, er sei doch abtransportiert worden, 14 Tage später fand eine amerikanische Streife den Erschossenen im Wald und meldete der Gemeinde, die den Toten ohne alles im hiesigen Friedhof begrub. N.N. war evangelisch.

Quelle:
Bericht der Pfarrei Zorneding, in: Peter Pfister (Hg.): Die Kriegs- und Einmarschberichte im Archiv des Erzbistums München und Freising (Schriftenreihe des Archivs des Erzbistums München und Freising, Band 8), München 2005, Seite 584-585



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